Bertram Dickerhof SJ, Dezember 2014
Im letzten Newsletter hatte ich dazu eingeladen, im Advent eine „virtuelle“ Meditationsgemeinschaft zu bilden. Fünfzig Personen sind dieser Idee gefolgt. Das hat mich gefreut. Ich selbst habe es als etwas Besonderes empfunden, zu Beginn meiner Meditation jeweils einige Personen aus dieser Gemeinschaft in Muße und Ruhe vor mir gegenwärtig werden zu lassen und mich mit ihnen zu verbinden.
Bis Weihnachten besteht diese Gemeinschaft noch.
Weihnachten: bei den ein oder zwei „Ausbrüchen“ vom Schreibtisch, die ich im Advent unternehmen musste, habe ich festgestellt, dass die Weihnachtsmärkte immer ausladender werden und nun auch an romantischen Stellen stattfinden: in einer Burgruine, bei einem Kloster, um eine Waldschänke , – und die Tannen immer aufwändiger und kostbarer geziert werden. Das ist schön, doch Weihnachten wird es dadurch noch nicht. Weihnachten kann es werden, wenn wir die Sehnsucht spüren, die unser ganzes Leben durchdringt, und ihre Unerfülltheit jetzt. Mit der Arbeit an der Erfüllung unserer Wünsche und Vorstellungen befinden wir uns in der Stadt Bethlehem, um mit der Weihnachtsgeschichte (Lk 2, 1-20) zu sprechen. Maria und Josef stellten sich vor, dort Herberge zu finden und suchten danach. Da aber innerhalb der Stadt kein Bewusstsein ist für jene Sehnsucht, und schon gar nicht für ihre Unerfülltheit, gibt es keinen Platz für Jesus. Er kann dort nicht geboren werden. Er wird draußen vor der Stadt geboren, in der Nacht, auf freiem Gelände. Hier hat die Unerfülltheit unserer Sehnsucht ihr Zuhause, der Sehnsucht, die hinter all unserem Streben steht. Verspüren wir jedoch diese Unerfülltheit und zugleich die Sehnsucht, – was den Schmerz zunächst tiefer macht, – sind wir wie die Hirten, die „nachts auf dem Feld wachen“. Sie erleben das Licht der Engel, vernehmen ihre Botschaft und finden in sich selbst das göttliche Neugeborene, den Anfang neuen, göttlichen Lebens.
Wir leben in Städten. Doch nicht nur an unserem eigenen Leben, auch am Zustand der Welt ist die Unerfülltheit jener Sehnsucht abzulesen, die wir als Menschen zutiefst in unserem Herzen tragen, und die all unser Machen und Getue nicht erfüllen kann. In diesem Sinn wünsche ich Euch allen, dass der Erlöser in Euch selbst geboren wird. Dann wird das neue Jahr gesegnet sein.