Bertram Dickerhof SJ, Oktober 2017
Im nächsten Jahr bietet unser Ashram-Programm neben dem gruppendynamischen Training eine weiteren speziellen Kurs an, Spirituelle Spurensuche, den ich Euch hier vorstellen möchte. Der Extraflyer, den es zu diesem Kurs gibt, hängt unten an. Bei der Spirituellen Spurensuche handelt sich um einen Jahreskurs, ein Format, mit dem wir sehr gute Erfahrungen machen. Die Teilnahme daran steht allen offen, die das Programm dieses Kurses interessiert und sich darauf einlassen wollen.
Die Spirituelle Spurensuche hat eine Besonderheit gegenüber unseren sonstigen Kursen: nicht von Anfang an wird durchgehend geschwiegen und 45 min meditiert: die Meditationszeiten steigern sich allmählich, so dass schafft mehr Zeit dafür ist, sich entlang zweier „Schnitte” durch das große Feld spiritueller Fragen miteinander und mit sich selbst auseinanderzusetzen:
So geht es im ersten Schnitt (26. – 28. Januar 2018) darum, wieso es sich lohnt, den Anfragen des Lebens Raum zu geben, – und wie dies geschehen kann. Was sind solche Anfragen des Lebens? Meistens die Ereignisse oder Entwicklungen, die den eigenen Vorstellungen von sich selbst, Gott und der Welt nicht entsprechen: Enttäuschungen aller Art, Verluste, Krankheiten, Unzufriedenheiten mit sich und der Welt…. Ich glaube, die meisten Leser werden die Liste mit Beispielen aus ihrem Leben erweitern und konkretisieren können. Gewöhnlich streben wir krampfhaft nach einer Lösung. Oder wir resignieren. Oder wir lenken uns ab: Bei diesem Wochenende steht die Überzeugung in der Mitte, dass diese Anfragen des Lebens lohnende Momente des Lebens sind, die zu Chancen werden können. Wie dies geschehen kann, dazu werden Methoden gezeigt.
Diese Thematik hängt unmittelbar zusammen mit der des zweiten Schnittes durchs spirituelle Feld (04. – 06. Mai 2018): Ist dem Leben zu trauen? – die Gottesfrage. Mit Gott meine ich an dieser Stelle nur ein Unbedingtes, Absolutes, das auch der Buddhismus kennt. Alle Religionen haben das; aber auch Kant, der alle Gottesbeweise hinwegfegte, braucht einen Gott, der eine letzte Gerechtigkeit schafft. Und auch bei Philosophen jüngster Zeit hat „Gott” ein wenig Konjunktur. – Ist also dem Leben zu trauen? Da ist Raum für persönliche Antworten. Vielleicht sind viele skeptisch oder verneinend. Es ist aber auch Raum für Überlegungen, die auf der eigenen Lebenserfahrung sowie den inzwischen gemachten Erfahrungen mit dem täglichen Innehalten basieren: dass sich eine gewisse Art von Vorschussvertrauen lohnt und dadurch Vertrauen und Hoffnung bestärkt werden. Außerdem: was sind die Alternativen zum Vertrauen?
Mit Reden allein geht es nicht weiter. Es braucht eine Erfahrung. Zu dieser Erfahrung soll ein neuntägiger Kurs verhelfen (13. – 23. September 2018), in dem die Teilnehmenden üben, sich selbst sein zu lassen, wie sie sich jeweils vorfinden, – und dies achtsam, gelassen und liebevoll, – um sich zu bereiten, ihrem Grund zu begegnen. Dieses vorschuss-vertrauende Standhalten bei sich selbst ist wie ein „Sprung in den Brunnen” (Hubertus Halbfas). Vom Weg in die Tiefe ist nur der Beginn sichtbar. Unten soll die Quelle des Lebens sein – aber was begegnet einem auf dem Weg dorthin? Aus der Quelle des Lebens trinkt keiner, es sei denn er erkennt seinen eigenen Grund: das, was sein Leben de facto beherrscht: Leistung, Konsum, Arbeit oder Streben nach Anerkennung, Macht, Erlebnis oder was immer. Damit zugleich werden tiefe Bejahung und Hoffnung erlebt, die es erlauben, sein die Freiheit des Geistes fesselndes Fundament einen Schritt weit loszulassen. – Wochen später gibt es ein Abschlusstreffen, in dem der eigene Weg durch das Jahr „bilanziert” wird.