Petra Maria Hothum SND, Juli 2015
In diesen Tagen erinnern mich die abgemähten Kornfelder mit dem noch auf ihnen befindlichen Stroh an eine grund-legende Erfahrung während meiner großen Exerzitien vor einigen Jahren: Während dieser vierwöchigen Intensiv-Zeit war viel mit und in mir geschehen, doch erlebte ich gleichzeitig Phasen der Unzufriedenheit, in denen ich diese positive Entwicklung überhaupt nicht sehen und schon gar nicht würdigen konnte.
Der Grund dafür erschloss sich mir erst spät: aus meiner theoretischen Kenntnis des Exerzitien-Prozesses heraus hatte ich mir – klammheimlich und mir selbst kaum bewusst – eine klare Zielvorstellung für diese Zeit entwickelt, hinter der ich jedoch hoffnungslos zurück blieb. Je mehr sich dies abzeichnete und die Zeit dahin ging, um so mehr wuchsen Unruhe, Anstrengung und Frustration. Gefangen in meiner eigenen Vorstellung, rannte ich dem vermeintlichen Ziel hinterher, um es sozusagen auf den letzten Metern doch noch irgendwie zu „schaffen” – aber vergeblich!
An einem der letzten Exerzitientage – es war sehr heiß – absolvierte ich meinen täglichen Spaziergang durch die Felder. Besser gesagt, ich schleppte mich matt und enttäuscht durch die Gegend und konnte kaum einen Fuß vor den anderen setzen. Als schließlich gar nichts mehr ging, ließ ich mich mit einem aufseufzenden „Schluss jetzt!” ermattet ins trockene Stroh am Feldrand sinken. Ich wollte und konnte nicht mehr: weder spazieren gehen, viel weniger aber noch meinem selbst konstruierten Ziel weiter nachlaufen. Müde und resigniert lag ich da, keine Ahnung, wie lange. Es war auch egal, da die „Schlacht” ohnehin verloren und ich mit meinen Vorstellungen gescheitert war. In diesem Moment der Kapitulation begann sich unmerklich etwas zu verändern. Die Fixierung auf die eigene Ziel-Vorstellung, die meinen Blick getrübt und meine Wahrnehmung total eingeschränkt hatte, lassend, kam ich langsam wieder in Kontakt mit mir selbst und meiner Umgebung: Ich lag im Feld – und nahm den Duft des Strohs wahr; ich lag am Boden – und merkte, dass er mich trug; ich lag in der Sonne – und spürte ihre Kraft und Wärme; ich lag einfach da – und musste nirgendwo ankommen; nichts fehlte, alles war da. Für einen wahrhaft gnadenhaften Moment konnte ich mich einfach sein lassen, wie ich war. Statt einem Idealbild genügen zu müssen, konnte ich mir gestatten, meine Wirklichkeit hier und jetzt wahrzunehmen, meinen Weg in meinem Tempo zu gehen und empfand eine unerklärliche, leise Freude daran, mich selbst sein zu lassen.