Bertram Dickerhof SJ, Juni 2014
Impuls zu Pfingsten
Pfingsten, „das liebliche Fest“, gefeiert zu einer Zeit, da in der Natur die Blüten zur Frucht werden, ist das Tor, durch das Leben, Sterben und Auferstehen Jesu für uns fruchtbar werden können. Der Geist, den Jesus atmet, geht nun auf die Jünger über. Gottes Heiliger Geist wird nun zu ihrem Atem, „in dem sie leben, sich bewegen und sind“. Möglich wird dieser „Geistransfer“ durch ihr Mitleben mit Jesus und durch die Schule, in die sie sich von ihm nehmen ließen. Vor allem aber werden die Jünger für Gottes Geist empfänglich durch ihre Passion anlässlich der Passion Jesu: sie sitzen da, eingesperrt in Angst und Scheitern, da sie ihn auf seinem Kreuzweg und bei seinem Sterben alleine ließen, ihn, den Geliebten.
Doch in der Mitte ihrer Nacht entsteht eine Bewegung.
Frieden breitet sich aus. Ein Friede, der begangene Fehler nicht ungeschehen macht, sondern alles Geschehene, ja das ganze Leben unterfasst. Ein Friede, der Frucht der zu Ende durchlittenen Verbindung von Unglück und Schuld ist, die das eigene Leben traf. Sie erkennen ihn als Frieden des Herrn (Gottes). In ihm sind sie gesandt zum Dienst der Versöhnung: derselben Versöhnung, die gerade an ihnen geschieht. Nun werden sie den Geist dieses Friedens atmen. Andere, die dafür bereit sind, werden darin ebenfalls Versöhnung und Heimat finden.
Was für eine Botschaft! Was für eine Möglichkeit wird hier eröffnet. So viele sind es in unserer Zeit, die ohne Heimat, ohne Ort, an den sie gehören, innerlich zerrissen leben müssen. Der Alltag gewinnt auf Grund dieser Botschaft eine neue Ausrichtung, die sich allmählich gegen die ökonomischen und gesellschaftlichen Notwendigkeiten behauptet. Durch sie wird das profane Leben in persönliche Heilsgeschichte verwandelt, zum Ort, an dem Gottes Geist am Werk ist und Frieden und Beheimatung schafft. Dass dieser Geist Euch mehr und mehr erfüllt, dass Ihr für ihn empfänglich werdet, das ist in diesen Pfingsttagen meine Bitte für Euch.