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Ostern

Bertram Dickerhof SJ, April 2016

Nach meinem Erleben waren dieses Jahr Karwoche und Ostern im Ashram eine besonders „runde” Sache. In der Feier der Osternacht am Samstag Abend erzählten Teilnehmende von Erfahrungen, auf Grund derer sie glauben: Erfahrungen, die notwendig etwas mit Auferstehung Jesu zu tun haben müssen, wenn es stimmt, dass ohne die Auferstehung Jesu der Glaube sinnlos ist, wie Paulus schreibt (1 Kor 15,7). Etliche vermittelten etwas von einem im Innersten der Person Angerührt-, Gemeint- und Bejaht-Sein, im Innersten, wo alles ungeschminkt so ist, wie es ist, – so wie der am Pfahl hängende und daher von Gott Verfluchte von Gott unbedingt bejaht wird, d.h. aufersteht.

Die Einsetzung der Eucharistie am Gründonnerstag deutet die Passion Jesu als ein Geschehen „für” die Jünger. Die Passion Jesu reißt die Jünger in ihre eigene Passion, in der ihre Illusionen über Jesus als politischen Messias, ihre Zukunftsperspektiven, ihre Selbstüberschätzung („und wenn ich mit dir sterben müsste – ich werde dich nie verleugnen” (Mk 14,31)) sterben. Rumi hat schon recht, wenn er Sterben als die Bedingung für Auferstehung ansieht. Die Jünger können Auferstehung Jesu nicht erfahren, ohne selbst „gestorben”, am Nullpunkt ihrer Existenz angekommen zu sein.

Doch darf diese Ermöglichung des Osterglaubens nicht als Zweck oder Ziel des Todes Jesu missverstanden werden. Eher kann man sagen: Jesus stirbt, wie er stirbt, „ohne (irdisches) Warum”. Das drücken die Synoptiker damit aus, dass Jesus im Gehorsam gegenüber dem Vater stirbt. Der Vater: das ist ja kein anderer als Jesus selbst, kein „Gott-Ding”, kein „Gegenüber” (Objekt). Der Vater ist Jesus (und auch uns) innerlicher als sein Innerstes, der geheimnisvolle Abgrund in ihm selbst, aus dem er lebt. Aus der Grundlosigkeit dieses Abgrunds zu leben, heißt lieben. „Jesus wusste, dass seine Stunde gekommen war, um aus dieser Welt zum Vater hinüberzugehen. Da er die Seinen, die in der Welt waren, liebte, erwies er ihnen seine Liebe bis zur Vollendung.” (Joh 13,1). So stirbt Jesus „ohne Grund” in Liebe, und stirbt gerade auf diese Weise für die Jünger, denen sein Tod ein Verstehen dessen ermöglicht, was vor allen Gründen und Zwecken liegt.