Bertram Dickerhof SJ, April 2015
Gründonnerstag ist die Deutung der Passion durch Jesus selbst: er gibt sich in den Tod, damit die Vielen begreifen, dass das Durchleben der guten und der schlechten Stunden und das Tun des Gesollten bis zur Annahme des Todes der Weg zu ewigem Leben ist. So stirbt er aus Liebe für uns Menschen. Diese Grund legende Wahrheit ist uns in der Messe aufbewahrt.
Karfreitag ist die Vergegenwärtigung des Sterbens Jesu in Liebe und Würde, – und Vergegenwärtigung der vielen Kreuze, die Menschen tragen.
Ostern ist als existentieller Prozess der Jünger zu verstehen, in dem Jesus ihnen als Auferstandener erscheint. Insbesondere das Markusevangelium schildert immer wieder, dass die Jünger Jesus nicht wirklich verstehen konnten, solange er noch mit ihnen wanderte. Nun stirbt er am Kreuz, und damit verlieren sie nicht nur seine Nähe, sondern auch ihre Vorstellungen von Jesus zerbersten. Damit sind sie mitten in ihrer Passion angelangt, die für sie den Boden bereitet, die Auferstehung, die Jesus verheißen hat und der Engel im Grab verkündet, in Leben und Sterben, in der Person Jesu und ihrem Wirken entdecken zu können.
Und tatsächlich widerfährt ihnen die Erkenntnis des „göttlichen Glanzes auf dem Antlitz Jesu” (2 Kor 4,6), für den sie zu Lebzeiten Jesu blind waren. Hier schließt sich der Kreis zum Gründonnerstag: die Erkenntnis Jesu als Auferstandenem ist nur möglich in einem existentiellen Prozess, der einen mit dem Tod konfrontiert. Nur darin wird das menschliche Herz von seiner Verstocktheit so geheilt, dass die Augen des Menschen wirklich beginnen zu sehen und seine Ohren wirklich hören und verstehen. Das ist die Chance, die in den schwierigen Zeiten des Lebens liegt, – wenn man sich ihnen stellt. Jesus als Auferstandenen zu erkennen bedeutet zugleich, sich selbst als Kind Gottes zu erfahren.
Das lese ich aus dem Osterevangelium, wenn man es weniger als Auferstehungslegende ansieht, sondern als Verkündigung des Weges zur Disposition für eine Ostererfahrung der Gläubigen.